Das Interesse an der Malerei, für diese 35.000 Jahre alte Kunstgattung, die seit den 1960er Jahren bereits mehrfach für tot erklärt wurde und sich ebenso oft neu erfunden hat, ist im Jahr 2020 ungebrochen und erlebt wie kein anderes Medium seitens Künstler*innen und Publikum wieder einmal eine neue Renaissance.
Insbesondere die ganz neuen Tendenzen frisch von den deutschen Kunsthochschulen sind interessant und vielfältig und werden bereits in sehr groß angelegten Schauen deutschlandweit präsentiert. Die aktuelle Malerei ist figürlich oder abstrakt und bietet alle Abstufungen dazwischen.

„Liebesgrüße aus Syke“ ist als Hommage an die Malerei angelegt, insbesondere an die Liebe der Künstler zu diesem Medium. Die Ausstellung konzentriert sich auf die gestisch-figürliche Malerei von vier Künstlern, genauer gesagt zwei Künstlerduos.
Albrecht/Wilke und Mehmet & Kazim haben diese besondere Form der Kunstproduktion für sich gewählt: sie arbeiten als Team, das einer gemeinsamen künstlerischen Intention folgt, wobei die Grenze der individuellen Leistung nicht auszumachen ist. Albrecht/Wilke lernten sich an ihrem ersten Studienort Braunschweig kennen und Mehmet & Kazim haben sogar eine familäre Verbindung, sie sind Cousins, daher auch der Name ihrer Alter Egos „Kissing Cousins“. Beide Künstlerduos verbindet also nicht nur die Liebe zur Malerei, sondern auch die Liebe zum Kompagnon.


Im kunsthistorischen Kontext sind ihre unkonventionellen, ironisch-humorvollen, farbintensiven Arbeiten in der Nachfolge der „Neuen Wilden“ Malerei der 1980er Jahre einzuordnen. Diese ist die deutschsprachige Ausprägung von „Bad Painting“. Dieser Begriff für den es viele Übersetzungsmöglichkeiten von „schlecht“ über „böse“ bin hin zu „geil“ gibt, bezeichnet keine technische Inkompetenz, minderwertiges künstlerisches Urteilsvermögen, Amateur- oder Außenseiter-Status, sondern eine fokussierte oder absichtliche Missachtung der aktuellen als „gut“ akzeptierten Stile.

Albrecht/Wilke und Mehmet & Kazim profitieren davon, dass alle theoretischen Diskurse bereits geführt worden sind und die gegenwärtige Malerei frei von allen Standesdünkeln geworden ist. Sie machen explizit „Gute Malerei“ im Doppelpack. Dabei nehmen sie die Betrachter*innen mit in ihre eigene Lebenswirklichkeit der Generation Y und konterkarieren nebenbei den männlich-weiß dominierten Künstlermythos der Kunstgeschichte.
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